3. DAS TURMZIMMER

Das Haus und das Museum

Mit Blick auf die Loire: es hätte keinen besseren Standort für das Jules-Verne-Museum geben können. Wie Julien Gracq schrieb: „Rechts sieht man die Statue Sainte-Anne, die von ihrem Felsen aus den Hafen segnet, ein Stück Rasenfläche, links ein kleines Museum, das Jules Verne gewidmet ist, der sicher oft von dieser Höhe aus den Fluss betrachtete, wo er zum Tor zur Weite und zum Weg des Abenteuers wird.“

Das Haus befindet sich östlich der Treppe Sainte-Anne und wurde zwischen 1872 und 1878 im Auftrag des Architekten Ernest-Marie Buron erbaut. Burons erstes Aufrissprojekt unterschied sich stark von der Ausführung, vor allem in der Gestaltung der maurisch inspirierten Öffnungen. Tatsächlich sind die Fassaden mit Fensteröffnungen verziert, über denen sich Bögen in Hufeisenform befinden, und die Kämpfer (obere Teile der Fenster) weisen durchbrochene Schreinerarbeiten auf. Ein Gesims aus Ziegelsteinen unterstreicht die Scheitelpunkte dieser Bögen. Die Einfassungen der Fensteröffnungen spielen grafisch mit den hellen Tönen des Kalksteins und den roten des Backsteins. Aufgrund des starken Höhenunterschieds besitzt das auf dem felsigen Steilhang errichtete Gebäude ein Erdgeschoss auf der Nordseite und eine dreistöckige Erhebung an der Südfassade.
Während des 20. Jahrhunderts wurde das Haus in mehrere Wohnungen aufgeteilt. Die Stadt Nantes kaufte 1965 den oberen Teil und 1973 den unteren Teil, um dort 1978 nach einer umfassenden Restaurierung das Jules-Verne-Museum einzurichten.


Mjv c460

James Gurney
Floating Jules Verne Museum
Aquarell auf Papier, 2009
MJVC460 (Kauf vom Künstler, 2009)

Dieses Werk stellt das Jules-Verne-Museum dar, das sich in die Lüfte erhebt. Es wurde als Hommage an Jules Verne anlässlich der 10. Ausgabe des internationalen Science-Fiction-Festivals Utopiales im Jahr 2009 erstellt, einer Veranstaltung, die jedes Jahr in Nantes stattfindet.

Der 1958 in Kalifornien geborene James Gurney ist hauptsächlich für die Serie Dinotopia bekannt, eine Fantasiewelt, die geschaffen wurde, um Abenteuer zu erzählen, die wie ein Text von Verne beginnen und fortgesetzt werden: am 10. November 1862 werden Arthur Denison und sein Sohn Will, Passagiere der Venturer, mitten auf dem Ozean Opfer eines Sturms; als einzige Überlebende stranden sie auf einer unbekannten Insel, Dinotopia, deren Erforschung sich in einer Reihe von Initiationsgeschichten entfaltet, in denen sich die Dinosaurier, die nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen dargestellt werden, in einer Welt bewegen, die Ökologie, Weisheit und Kooperation (noch dazu zwischen den Arten!) und der Gesellschaft der Menschen einen Spiegel vorhalten.


Mjv c517

Benjamin Guyet
Verlag Éditions de l’Étau im Jules-Verne-Museum
Linolschnitt auf Papier – Ex. 24/29
Verlag Les Éditions de l’Étau, Nantes, 2015
MJV C517 (Kauf vom Künstler, 2015)


Der Verlag Éditions de l’Étau wurde von Benjamin Guyet gegründet, der sich für die Werbegrafik des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts begeisterte.
2013 entdeckte er den Linolschnitt. Von da an entwarf er seine eigenen Plakate, die falsche Ereignisse ankündigten. Er entwarf seine Typografien und gab dem Buchstaben so einen wärmeren Aspekt, der seine Layouts nährte.

Eine seiner Serien ist Jules Verne und seinen Romanen gewidmet, die er in einer schrägen Lesart vorstellt. Dieses Plakat kündigt die Ausstellung an, die ihm von Oktober 2015 bis Januar 2016 im Jules-Verne-Museum gewidmet war. Jedes Exemplar dieser Reihe wurde auf den typografischen Pressen des Musée de l’imprimerie (Druckereimuseum) von Nantes gedruckt.


Mjv c553

Jean Bruneau
1900, die Stufen von Sainte-Anne und die ehemalige Eisenbahnstrecke
Aquarell auf Papier
Nantes, 1978
MJV C553 (Erwerb von der Familie des Künstlers, 2019)

Der Maler, Porträtmaler, Zeichner und Illustrator Jean Bruneau aus Nantes engagierte sich 1978 intensiv bei den Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag von Jules Verne und der Einrichtung des ihm gewidmeten Museums. Zu diesem Anlass fertigte er sogenannte Images d’Epinal (Bilder von Epinal), Modelle zum Ausschneiden und Zusammenbauen, und ein Buch an, das in 15 Aquarellen mit der Sorgfalt und dem Charme einer Reportage das Leben des Romanautors in seiner Geburtsstadt beschreibt.


Plan esc

Henri-Théodore Driollet
Grundriss, Schnitt und Aufriss der Treppe Saint-Anne
Papierzeichnung
Nantes, 1847
Ausstellungsabzug (Archive von Nantes)

Mit der industriellen Entwicklung des Viertels Le Bas-Chantenay und dem Zuwachs der Bevölkerung, die zum Arbeiten in den Westen von Nantes kam, wurde der Bau einer öffentlichen Treppe, die den Zugang zum Hügel ermöglichte, zu einer Notwendigkeit.

Im Mai 1847 wurde das Projekt zum Bau einer Treppe zwischen dem Quai d’Aiguillon und der Kirche Sainte-Anne bestätigt. Die Treppe ist 14,50 m lang; die 120 Stufen, die in fünf Läufe aufgeteilt sind, haben eine Breite von acht Metern. Sie sind aus einem erstklassigen, sehr harten blauen Granit gehauen. Am 2. Mai 1850 wurde die Treppe, die von 26 Bäumen gesäumt war, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie wurde wegen der Errichtung der Statue, die am 22. April 1851 eingeweiht wurde, „Escalier de Sainte-Anne (Treppe der Heiligen Anna)“ genannt. Sainte-Anne, die ihre Hand zum Meer hin erhebt, bietet den Seefahrern ihren Schutz und erinnert an die Bedeutung des Handelshafens von Nantes.

Im Jahr 1857 wurde die Eisenbahn bis nach Saint-Nazaire verlängert. Das Eisenbahnunternehmen Compagnie d’Orléans, der Eigentümer, führte sie am Fuß des Hügels vorbei; die Treppe wurde um ihren letzten Absatz gekürzt, der durch eine elegante Vortreppe ersetzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Eisenbahn unterirdisch umgeleitet. Die Vortreppe verschwand und wurde durch eine Betonkonstruktion ersetzt.


Mjv e165

Treppe und Statue Sainte-Anne
Postkarte, um 1910
MJV E165

Diese Ansicht zeigt die Treppe und die Statue Sainte-Anne, ein beliebter Ort für Spaziergänge der Bewohner des Viertels Chantenay; die frühere Stadt Chantenay-sur-Loire wurde 1908 als Gemeinde an die Stadt Nantes angegliedert.


Mjv cp199

Die Treppe Sainte-Anne
Postkarten, frühes 20. Jahrhundert
Artaud-Nozais und Grand Bazar Nouvelles Galeries
MJV CP193 und CP199


Cp escalier

Treppe Sainte-Anne
Postkarte, um 1860
Ausstellungsabzug (Archive von Nantes)

Auf dieser Ansicht von 1860 ist ein weiteres Gebäude an der Stelle zu sehen, an der das Haus (das spätere Jules-Verne-Museum) stehen sollte, das zwischen 1872 und 1878 entlang der Treppe Sainte-Anne errichtet wurde. Die Vortreppe am unteren Ende der Treppe wurde 1857 angelegt, nachdem die Eisenbahn bis nach Saint-Nazaire verlängert worden war.


Plan mais

Ernest-Marie Buron
Schnittpläne des zu errichtenden Hauses
13. August 1872
Tinte und Aquarell auf Pauspapier, Maßstab 1:10
Ausstellungsabzug (Archive von Nantes)

Aufrisse der Fassaden und Schnittpläne des zu errichtenden Hauses für Ernest-Marie Buron, Architekt in Nantes.
Diese Projekt entsprach am Ende nicht dem tatsächlichen Bau.


Mjv e163

Fotografie des Jules-Verne-Museums
MJV E163

Diese vom Quai Marquis de l’Aiguillon aus aufgenommene Fotografie zeigt das Jules-Verne-Museum bei seiner Eröffnung im Jahr 1978 anlässlich des 150. Geburtstages des Autors in Nantes.


Fortsetzung des Besuchs