5. DER ROMANSCHRIFTSTELLER UND SEIN VERLEGER

Außergewöhnliche Reisen von Jules Verne ist ein Werk, dessen Erfolg sowohl auf die Qualitäten seines Autors als auch auf die Qualitäten seines Verlegers, Pierre-Jules Hetzel (1814-1886), zurückzuführen ist.
Im Zeitalter der industriellen Herstellung und Verbreitung von Büchern widmete sich Hetzel einem stark aufstrebenden Bereich: dem Verlagswesen für die Jugend. Er war anspruchsvoll und nahm daher die Dienste der besten Illustratoren, Graveure und Drucker in Anspruch und umgab sich mit den anerkanntesten Autoren seiner Zeit: Honoré de Balzac, Victor Hugo, Alexandre Dumas, George Sand, Jules Verne.

Die Begegnung von Hetzel mit Jules Verne im Jahr 1862 war maßgebend. Hetzel vollendete sein Bildungswerk und stieg zu einer der wichtigsten Figuren im Verlagswesen auf. Jules Verne erfüllte sich seinen Traum: „Schriftsteller werden“. Die einzigartige Beziehung, welche die beiden Männer pflegten, äußerte sich in gegenseitigen Bezeugungen einer Mischung aus Bewunderung und Missverständnis. Hetzel ließ keine Gelegenheit aus, um mit Jules Verne über die Romanhandlung oder den Charakter der Figuren zu diskutieren, um das Beste daraus zu machen.

Dies waren die Hintergründe der Sammlung von Außergewöhnliche Reisen. 62 Romane und 18 Kurzgeschichten, deren Streben nach Perfektion des Inhalts – die Abenteuergeschichten – und der Form – die illustrierten Kartonagen – sie zu einem mythischen Werk gemacht hat.


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1865 – De la Terre à la Lune

Jules Verne
Außergewöhnliche Reisen
Kartonagensammlung der Originalausgaben von Hetzel
Paris, 1866-1914

Von Außergewöhnliche Reisen von Jules Verne erinnern sich viele an die Bücher mit den ansprechenden, verzierten und vergoldeten Perkalineinbänden und den aufgeprägten Illustrationen des Verlags Hetzel: die Bücher als Neujahrsgeschenke.
Kartonagen „aux bouquets de roses“ (mit Rosensträußen), „aux initiales“ (mit Initialen), „à l’obus“ (mit Granate), „à la bannière“ (mit Banner), „aux deux éléphants“ (mit zwei Elefanten), „au portrait“ (mit Portrait), „au globe doré“ (mit vergoldetem Globus), „au steamer“ (mit Dampfer), „aux feuilles d’acanthe“ (mit Akanthusblättern) – eine große Vielfalt an Einbänden in verschiedenen leuchtenden Farben, die den kommerziellen Erfolg und das Renommee von Außergewöhnliche Reisen begründeten.
Die Bücher als Neujahrsgeschenke enthielten auch bemerkenswerte Illustrationen, beginnend mit dem Frontispiz, dem Titelbild, das der Titelseite des Romans gegenübergestellt ist.


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Portrait photographique de Pierre-Jules Hetzel dédicacé à Jules Verne

Fotografisches Portrait von Pierre-Jules Hetzel
mit einer Widmung an Jules Verne
Um 1870


Jules Verne
Brief an Pierre-Jules Hetzel
Paris, den 25. April 1864
© Sammlung der Nationalbibliothek Frankreichs (Bibliothèque nationale de France)
Ausstellungsabzug

Pierre-Jules Hetzel
Brief an Jules Verne
[Paris], den 9. Januar 1877
© Sammlung der Zentralbibliothek Louis Aragon, Amiens (Bibliothèque centrale Louis Aragon)
Ausstellungsabzug

Jules Verne
Brief an Pierre-Jules Hetzel
Amiens, den 15. Oktober 1885
© Sammlung der Nationalbibliothek Frankreichs (Bibliothèque nationale de France)
Ausstellungsabzug

Die zahlreichen Briefe, die zwischen Jules Verne und dem Verleger Hetzel während ihrer Zusammenarbeit ausgetauscht wurden, geben einen Einblick in die Entstehung der Romane, in die Rolle, die jeder von ihnen gespielt hat, und in die Entwicklung ihrer Beziehungen.

Zu Beginn zeigte Jules Verne eine Art Dankbarkeit gegenüber Hetzel: Nach rund 15 Jahren Beharrlichkeit im literarischen Bereich erhielt der Autor endlich ein Zeichen der Anerkennung. Er betrachtete den Verleger als Lehrmeister, befolgte die Anweisungen und erkannte seine eigenen Fehler an. (Brief vom 25. April 1864)

Hetzel äußerte sich ohne Nachsicht über den Stil und den Verlauf der Erzählung. Er lehnte beispielsweise den Selbstmord von Kapitän Hatteras, dem Helden des gleichnamigen Romans, ab, oder schrieb insbesondere die Handlung und die Rollen der Figuren in Die Stadt unter der Erde um. (Brief vom 9. Januar 1877)

Trotz der strengen Vorgehensweise ging Jules Vernes literarischer Stil gestärkt daraus hervor. Mit der Zeit und der gewonnenen Erfahrung gab der Autor nicht mehr nach und verteidigte seine Ideen. Er setzte den Bemerkungen von Hetzel eine geordnete Argumentation entgegen, ein regelrechtes Plädoyer. Er bewiest Punkt für Punkt, dass seine Entscheidungen für die Romane wohlfundiert waren, und erkannte gleichzeitig die Relevanz einiger Bemerkungen des Verlegers an. (Brief vom 15. Oktober 1885)

Eine versöhnliche Haltung, die Hetzel meist zu Zugeständnissen verleitete, um seinen Autor, der nun eine Berühmtheit geworden war, nicht zu verstimmen.


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